Die Schulmeisterkantate
Telemanns musikalischer Spaß karikiert die Figur des selbstverliebten
Lehrers
Johann Peter Hasenclever (1810-1853) "Jobs als Schulmeister" (1845)
|
Georg Philipp Telemann (1681–1767) Ludwig Michael Schneider (1750)
|
Die Kantate „Der Schulmeister“ gilt als eine der frühesten inhaltlichen
Auseinandersetzung eines Komponisten mit dem Thema Schule.
Georg Philipp Telemann (1681–1767), der selbst am Hamburger
Johanneum Latein und Musik, unterrichtete war die Tätigkeit des Lehrers
vertraut.
Es ist daher anzunehmen, dass er bei der inhaltlichen
Gestaltung seiner kurzweiligen Komposition auf einen eigenen Erfahrungsschatz
zurückgreifen konnte.
Ziel seines Spotts sind aber nicht die Schüler sondern der
selbstverliebte Lehrer, der den Unterricht als Bühne zur überhöhten Darstellung
seiner Person benutzt.
Dabei gerät die eigentliche Unterrichtsstunde schnell ins
Hintertreffen, und die Schüler müssen oft, vom Lehrer als vermeintlich „dumm“
charakterisiert, die Fehler ausbaden, die der egozentrische Pädagoge anrichtet
– ein sicherlich zeitloses Problem, das so auch heute noch aktuell
ist.
Der schon zu Lebzeiten populäre Komponist Georg Philipp Telemann zog beim „Schulmeister“ alle Register seines Könnens: Er verwob unterschiedlichste
europäische Stilmittel von der an französische Vorbilder angelegten Ouvertüre
bis zum von der italienischen Oper inspirierten Finale miteinander.
Zusätzlich
bediente er sich der Situationskomik, als der Schulmeister beim Höhepunkt des
wichtigsten Stückes stecken bleibt oder er überschritt Grenzen, indem er den
Schülerspottvers „Ceciderunt in profundum" durch die Aufnahme in seine Komposition adelte. In diesem Lied wünschen vom Latein- und Griechisch-Unterricht
gequälte Schüler die großen Klassiker Cato, Cicero und Aristoteles auf den
Grund eines Sees.
Telemanns „Schulmeister“ eignet sich damit vorzüglich,
Kindern nicht nur die Schulwelt vergangener Zeiten sondern auch die
Ausdrucksmittel der barocken Musik näher zu bringen.
|