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Redakteur: Paul Spengler |
Ein Konzert, das den Namen verdient
Die fünfte Sonntagsmatinee mit jungen Musikschülern in der Bernburger
Diesterwegschule
Anne-Katrin Kreisel, Dennis Schmidt und Felix Weber spielen auf ihren Blockflöten beim fünfte Sonntagsmatinee. MZ-Foto: Kerstin Friedrich
Bernburg/MZ.
Die Aula der Diesterwegschule in der Bernburger Talstadt bietet ein
wunderschönes Ambiente für Konzerte und andere Aufführungen. Dies zeigte sich
erneut am vergangenen Sonntag, als die Bernburger Musikpädagogin Vera Böhlk
bereits zum fünften Mal zu einer einstündigen Matinee für ihre
fortgeschrittenen Schüler einlud. Rund 80 Gäste - unter ihnen zahlreiche Eltern
und Großeltern der Musikschüler - waren der Einladung gefolgt, um ihre Kinder
und Enkel auf der Bühne zu sehen.
Erfreulicherweise zeigte
sich, dass die jungen Streicher, Holzbläser und Klavierspieler im Alter zwischen
zwölf und 20 Jahren auch dann nicht in Hektik verfielen, wenn sie gelegentlich
einmal der richtigen Ton verpassten. „Unter Anspannung etwas zu zeigen, das ist genau das, was wir
brauchen", leitete ihre Musiklehrerin zu den einzelnen Programmpunkten
über. Genau dies wird wohl einer der entscheidenden Vorteile solcher Aufführungen
für die Erfahrung von Nachwuchsakteuren sein: Man
muss sich vor einer begrenzten, familiären Öffentlichkeit voll auf seine
eigene Sache konzentrieren, ohne sich von guten Ratschlägen verrückt machen
zu lassen. Musik als individueller Auftritt und als Erleben in einer Gruppe.
„ Unter Anspannung etwas zu eigen, das ist genau das, as wir brauchen."
Vera Böhlk Musikpädagogin
Annemarie Marx war an
diesem Morgen zum ersten Mal dabei. Vera Böhlk hatte für sie ein Largo von Antonio Vivaldi ausgesucht,
das die Schülerin auf ihrer Sopranflöte mit Klavierbegleitung vortrug. Eine
völlig andere Musikfarbe brachte wiederum Franz Georg Hey ins Gehör.
Der 20-Jährige mit der
Stimmlage Tenor trat bereits in der Attitüde eines klassischen Sängers auf,
als er „The fatal hour" von Henry Purcell (1659 bis 1695) interpretierte.
Seine Musiklehrerin hatte die Zuhörer bereits auf „die etwas eigenartige
englische Harmonie" des Barock-Komponisten vorbereitet.
Überhaupt verstand es die
Veranstalterin des Schülerkonzerts, immer wieder Informationen oder kleinere
Erzählungen zur musikalischen Geschichte der einzelnen Stücke einfließen zu
lassen. Zudem hatten die Gäste einen Konzertplan mit den ausgewählten Stücken,
Namen der Interpreten und den Lebensdaten der Komponisten zur Hand. Diese
professionelle Vorbereitung eines Schülerkonzerts machte es möglich, nicht nur
einem familiär geprägten Konzert lauschen zu können, sondern zudem etwas über
das Leben der Musikschaffenden und die Entstehungsgeschichte ihrer Werke zu
erfahren.
Die Geschwister Veronica und Martina Enders (Klavier und Cello) hatten sich vor kurzem gerade auf einen Wettbewerb vorbereitet. Sie interpretierten das „Räuberspiel" des
russischen Komponisten Alexander Gretschaninoff (1864 bis 1956), in dem sich
Räuber und Gendarm im musikalischen Wechselspiel begegnen. Wie Vera Böhlk
erläuterte, handelt es sich um eine Verbindung zeitgenössischer -doch nicht
atonaler - Musik mit folkloristischen Elementen.
Die Sonntagsmatinee findet seit 2005 zweimal im Jahr statt. Parallel dazu läuft viermal pro Jahr die Reihe „Kinder spielen für Kinder", in der die Drei- bis Zehnjährigen vor
Gleichaltrigen musizieren. Als angenehm erweist sich bei dieser Konzeption,
dass unterhaltende Musik selbstverständlich ihren Platz neben den meist hoch
geachteten klassischen Klängen einnimmt.
So spielte Luca Koken
gekonnt einen Ragtime von Scott Joplin, während sein älterer Bruder Sven mit
Moon River einen Titel interpretierte, den der amerikanische Komponist Henry
Mancini 1961 für den Film „Frühstück bei Tiffany" geschrieben hat.. Das
Schülerkonzert war auf jeden Fall ein Konzert, das diesen Namen auch verdient.
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