Die Blockflöte
Teil 2: Die Wiederentdeckung
Die Wiederentdeckung der Blockflöte fiel in eine Zeit der allgemeinen
Rückbesinnung.
Die Blockflöte als virtuoses Instrument in den Konzertsälen
war gegen Ende des 19. Jahrhunderts seit ca. 150 Jahren kein Thema mehr. Die
Blockflöte als "Hausmusikinstrument" war dagegen nie ganz ausgestorben.
Die Wiederentdeckung der Blockflöte als Konzertinstrument fiel in eine Zeit der allgemeinen
Rückbesinnung. Im Prinzip schon seit Felix Mendelssohn Bartholdy - der sich ja
vor allem um die Aufführung der Werke Johann Sebastian Bachs verdient gemacht
hatte - gab es „Alte Musik Freaks", die Kompositionen des Mittelalters bis hin
zu barocken und klassischen Werken pflegten.
Um das so authentisch wie möglich zu realisieren, spielten
sie auf originalen Instrumenten, die es bis zu diesem Zeitpunkt immer noch gab.
Kopien historischer Instrumente kamen erst zu Beginn des zwanzigsten
Jahrhunderts auf.
Neuanfänge zu Beginn des 20. Jahrhunderts
Arnold Dolmetsch
Auch der Engländer Arnold Dolmetsch (1858 - 1940) war ein
„Alte Musik Fan", der wesentlich zur Wiederbelebung der Blockflöte verhalf. Er
sammelte historische Instrumente spielte auf ihnen und veranstaltete in
Haslemere (England) „Alte Musik-Festivals".
Durch das Spiel auf originalen Blockflöten und deren
späteren Verlust wurde er zum Nachbau dieser Instrumente angeregt. 1921 stellte
er seine erste gelungene Blockflötennachkonstruktion vor. In den späteren
Jahren komplettierte er die ganze Instrumentenfamilie.
Gleichzeitig gab es auch in Deutschland Bestrebungen, sich
aus solchen Motiven mit der „Wiederentdeckung" der Blockflöte zu befassen.
Im musikwissenschaftlichen Seminar in Freiburg (Breisgau)
greift Wilibald Gurlitt (1889-1963) im Zusammenhang mit Rekonstruktionen von
Praetorius - Orgeln auf ein Blockflötenensemble des Germanischen Museums in
Nürnberg (Kynseker) zu Studienzwecken zurück und beauftragt in diesem
Zusammenhang die Orgelbaufirma Walcker & Co. (Ludwigsburg) Nachbauten der
Museumsinstrumente herzustellen.
Diese Blockflöten sollten helfen, sich eine Vorstellung von
dem Klangideal der Renaissance machen zu können.
Ganz andere Intensionen hatte Peter Harlan (1898-1966), als
er sich für den Bau von Blockflöten interessierte. Er war von der
„Jugendbewegung" beeinflusst und suchte nach einem gemeinschaftsfördernden
Instrument, was auch in der Handhabung nicht kompliziert sein sollte.
Selbst stellte Harlan keine Blockflöten her. Im Jahr kam als
Ergebnis einer einjährigen Zusammenarbeit mit dem Holzblasinstrumentenbauer
Kurt Jacob (Markneukirchen) 1926 die erste Harlan-Flöte auf den Markt. Dieses
Instrument war keine historische Kopie sondern eine Art „Eigenentwicklung".
Das Klangideal Harlans war durch die Kenntnis der
frühbarocken Instrumente aus dem Seminar bei Gurlitt beeinflusst, die
Griffweise war eine - wie sich im Nachhinein herausstellte - falsche
Nachkonstruktion, die in Unkenntnis barocker Gabelgriffe entstand.
Die "Deutsche Griffweise" ist die Folge einer falschen Nachkonstruktion
Mit diesem Instrument kreierte er ungewollt den Typus der
sogenannten „Deutschen Griffweise".
Diese Instrumente erlauben kein intonatorisch sauberes
Blockflötenspiel und die deutsche Griffweise lastet wie ein Fluch auf der
Blockflötenausbildung, denn eigentlich ist sie ein Irrtum und es ist nicht mit
Logik zu erklären, dass bis in die heutigen Tage Instrumente dieses Typus von
Blockflötenbauern hergestellt werden.
Einzug in die Hochschulen
Die sich nun anschließende Verbreitung der Blockflöte diente
vor allem der Entsprechung der Bedürfnisse, die durch die Jugendmusikbewegung
hervorgerufen wurden, die letztlich in eine eigene „Blockflötenbewegung"
mündete.
Erst in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts gelang es
dem Niederländer Frans Brüggen, die Blockflöte auch an einer höheren
musikalischen Bildungseinrichtung hoffähig zu machen. Mit seiner Ernennung 1962
zum Professor für Blockflöte am königlichen Konservatorium in Den Haag begann
dieses Instrument Einzug in die westeuropäischen Hochschulen (bzw.
Konservatorien) zu halten.
Die „Blockflötenszene" ist seitdem in ständiger Entwicklung.
Längst sind es nicht mehr nur die historischen Klänge auf kopierten
Instrumenten, die der Blockflöte zur Aufmerksamkeit verhelfen. Die Komponisten
von zeitgenössischer Musik haben mit modernen Spieltechniken und außereuropäischen
Kultureinflüssen das „moderne" Blockflötenspiel kreiert.
Dies wiederum beschäftigt auch die ständig wachsende Zahl
der Blockflötenbauer, die mit einigen interessanten Neuentwicklungen auf sich
aufmerksam machen.
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